Funktionärsforum 2025: Orientierung in Zeiten des Wandels

In einer Zeit, in der sich wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen rasant verändern, gewinnt der kontinuierliche Austausch im genossenschaftlichen Sektor stark an Bedeutung. Genau hier setzt das Funktionärsforum des Raiffeisen Campus an.

Was einst als Vernetzungsformat für „Kompetenz plus“-Absolvent:innen begann, hat sich über zehn Jahre hinweg zu einem Fixpunkt im Kalender entwickelt. Anfang November bot die Jubiläumsausgabe rund 110 Teilnehmer:innen aus ganz Österreich zwei Tage lang Einblicke, Impulse und Diskussionen zu Regulierung, Politik, Zukunftsfragen und gelebter Genossenschaft.

Regulierung im Wandel
Zum Auftakt skizzierte FMA-Experte Roland Salomon die Entwicklungen im Bankenmarkt: weniger Institute, aber steigende Bilanzsummen und wachsende Anforderungen. Für 2025 stehen Resilienz, Kredit- und Immobilienrisiken sowie Digitalisierung, KI und Cybersicherheit im Fokus der Aufsicht. Salomon plädierte für effizientere Regulatorik – ohne Standards zu senken – und betonte den Wert regionaler Expertise, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen.

Genossenschaftliche Stärke und strategischer Auftrag
Raiffeisen-Generalsekretär Johannes Rehulka hob die besondere Stärke genossenschaftlicher Modelle hervor. Trotz regulatorischem Druck und steigenden Kosten gelte es, den hohen Marktanteil nicht nur zu sichern, sondern aktiv zu entwickeln. Zukunftsvisionen, Investitionen und ein mutiger Umgang mit neuen Technologien wie KI seien dafür entscheidend.

Politik zwischen Dauerkrise und „Emokratie“
Politikberater Thomas Hofer zeigte, wie externe Krisen das politische System überlagern. Anstelle langfristiger Strategien dominiere „Agenda Surfing“. Der wachsende Einfluss emotionalisierter Debatten – eine „Emokratie“ – erschwere sachliche Orientierung. Genossenschaften könnten hier mit Nähe, Stabilität und klaren Zukunftserzählungen gegensteuern.

Thomas Hofer © Sabine Klimpt

Geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Folgen
RBI-Chefökonom Gunter Deuber verortete die Wirtschaft inmitten globaler Machtverschiebungen. Die zunehmende Blockbildung zwischen dem Westen und China/Russland erhöhe die Anforderungen an Resilienz und Cybersicherheit. Gleichzeitig entstünden Chancen durch regionale Wertschöpfung und neue sicherheitspolitische Kooperationen.

Gunter Deuber © Sabine Klimpt

Zukunft als Gemeinschaftsaufgabe
In meiner Keynote folgte ich dem Blick auf die kulturelle Dimension des Wandels. Zukunft nicht als linearen Fortschritt, sondern als Möglichkeitsraum verstehen, der im Dialog gestaltet wird. Netzwerke sind dabei entscheidend, um Komplexität nicht als Bedrohung, sondern als Potenzial zu begreifen.

© Sabine Klimpt

In Zeiten, in denen Großes oft abstrakt wird, gewinnt außerdem Nähe neue Bedeutung: zur Region, zu den Mitgliedern, zu den Mitarbeitenden. Genossenschaftliche Werte wie Teilhabe, Verantwortung und Regionalität bieten hier echten Mehrwert.

Das Fazit war im Raum spürbar: Wer Zukunft gestalten will, braucht eine klare Haltung, eine gute Verbindung zwischen Stabilität und Innovation, und das Bewusstsein: „Wir sind Teil dieser Zukunft“.

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